Friedas Atelier zieht seit 2015 neue künstlerische Talente an. Die Initiative setzt sich zum Ziel, die Kreativität und die Leidenschaft der Menschen mit großer Begabung und verschiedenen Handicaps zu unterstützen. Das Stipendium ermöglicht ihnen ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Träume in Erfüllung zu bringen. Wir haben mit drei neuen Stipendiaten des Ateliers über ihre künstlerischen Inspirationen und Interessen gesprochen.
Stipendiaten von links nach rechts: Jutta Mahnke (malt seit 1995), Rena Bürgel (macht Stein- und Muschelskulpturen, versucht verschiedene Materialien miteinander zu verbinden und möchte dieses Stipendium nutzen, um große, schwungvolle, bunte Bilder zu malen, Daniel Schindler (da er bisher mit schwarz-weißen Bildern beschäftigt war, will er gerne lernen, in Farben zu malen).
Wie habt ihr von dem Stipendium erfahren?
Jutta: Ich habe darüber im August in der Zeitung gelesen. Da war ein Artikel, wo man aufgefordert wurde, wenn man Interesse hat und gerne malt, dass man sich als Stipendiat abgesehen vom Alter bewerben konnte und das habe ich auch getan und bin auch aufgenommen worden.
Rena: Ich habe den Artikel in „Warnow Kurier“ oder „Blitz“ gelesen, das weiß ich nicht mehr und auch mit der Aufforderung sich zu bewerben, eine Mappe einzusenden mit Arbeiten und das hat mich interessiert. Ich habe nicht gewusst, wie das Stipendium aussieht und in welchem Umfang das bereitgestellt wird. Ich habe mich beworben, indem ich eine Mappe mit den Zeichnungen eingeschickt habe.
Daniel: Ich habe es durch die Tagesstätte in Pölchow, durch meine Arbeitskollegen erfahren. Ich habe mich schon bei mehreren Kunstschulen beworben, aber es hat erst jetzt geklappt.
Seit wann beschäftigt ihr euch allgemein mit Kunst?
Jutta: Ich male seit 1995, habe die Jugendkunstschule Arthus besucht und danach durch Unterricht bei Künstlern in Workshops und auch mich autodidaktisch weitergebildet, verschiedene Techniken angewendet und das mache ich bis heute gerne.
Rena: Ich beschäftige mich seit ungefähr 10 Jahren mit Kunst. Ich habe angefangen mit kleinen bunten Grafiken und versucht, mich weiter zu vervollkommnen. Jetzt möchte ich größere Bilder malen mit Acryl, vielleicht auch mit Öl. Ich will mich auf meine Intuition verlassen.
Daniel: Ich male seit 27 Jahren und bin auch 27 Jahre alt. Ich habe fotografisches Gedächtnis und dadurch fällt mir ziemlich leicht ein alles zu malen, was ich malen will.
Mit Gleichgesinnten sich auszutauschen, finde ich sehr reizvoll.
– Jutta
Woran arbeitet ihr jetzt?
Jutta: Ich habe mir vorgenommen, das Thema „800 Jahre Rostock“ aufzugreifen und mit verschiedenen Materialien umzusetzen. Ich habe damit schon angefangen und ein Bild gemacht. Ansonsten möchte auch hier weiterexperimentieren. Ich bin also nicht so festgelegt damit, was ich machen will. Ich arbeite auch gerne abstrakt. Dieses Bild habe ich erstmal auf Acrylgrundlage gemacht, dann aber auch mit Pastellkreide Akzente gesetzt, ich möchte aber dann die Umrandung aquarellartig verlaufen lassen. Mal sehen, was mir die Inspiration bringt.
Rena: Ich male ausschließlich abstrakt, gegenständlich ist n
icht mein Ding. Mir geht es in erster Linie um Farben und Formen und sie in immer wieder neuer Art und Weise in Verbindung zu setzen.
Daniel: Ich bin hier um zu lernen, mit Farben zu malen. Ich kann nur schwarz-weiße Bilder.
Sind eure Arbeiten schon mal ausgestellt worden?
Jutta: Seit 2005 stelle ich jedes Jahr aus, ca. zwei Mal, an unterschiedlichen Orten, z.B. stelle ich im Moment zum zweiten Mal im Haus des Gastes in Graal-Müritz aus. Ich habe aber auch schon in Hotel Neptun oder Klostergoldschmiede Rostock, auch bei verschiedenen Gemeinschaftsaktionen, letztes Jahr war es am Timmendorfer Strand ausgestellt. Ich guck mich immer um, wo man ausstellen kann. Mir macht es immer Spaß, die Sachen zu zeigen. Bei der Aktion KunstOffen mache ich es im eigenen Garten, weil ich gerne mit den Menschen in Kontakt kommen möchte, die sich zu meinen Bildern äußern, wobei sie natürlich nicht allen gefallen müssen, es gibt doch verschiedene Geschmäcke, wie überall, aber mit Gleichgesinnten sich auszutauschen, finde ich sehr reizvoll.
Rena: Ich habe bislang noch nicht ausgestellt, hoffe aber, dass es bald geschehen wird. Ich würde gerne mal meine Bilder und Skulpturen zeigen. Ich hoffe, dass sie von vielen Menschen gesehen werden und dass ich eine Rückmeldung über meine Arbeiten bekommen kann.
Daniel: Ich muss zuerst einen Platz finden, wo man meine Bilder ausstellt.
Ich bekomme auch Inspiration für meine eigene Arbeit, wenn andere neben mir künstlerisch tätig sind.
– Jutta
Was macht das Projekt eurer Meinung nach so einzigartig?
Jutta: Da ich schon andere Kurse besucht habe, bin ich schon öfter auf der Seite von Frieda23 gewesen und habe mich über das vielfältige Angebot informiert, aber direkt im Haus war ich vorher noch nicht. Das hat mich auch gereizt, mich hier zu bewerben. Interessant und besonders finde ich, dass hier so viele Sachen unter einem Dach sind, dass es neben der Malerei auch Keramik-, Schmuck-, Fotokurse und Druckateliers gibt, dass das Programm so bunt ist. Und auch, dass so viele Institutionen hier im Haus Platz gefunden haben. Das macht es extravagant und interessant.
Rena: Ich kannte Friedas Atelier vorher nicht. Ich bin zum ersten Mal hier, seitdem ich das Stipendium bekommen habe, aber es gefällt mir hier alles sehr gut und ich bin dabei, mich hier einzuleben.
Daniel: Ich finde das Konzept total geil, mit Multi-Kulti und allem Drum und Dran, vielen Kursen. Das ist das Beste.
Da man künstlerisch begabt sein muss, um im Atelier mitzumachen, ist mir klar. Aber welche Persönlichkeitseigenschaften muss man eurer Meinung nach haben, um als Künstler erfolgreich zu werden?
Jutta: Man muss experimentierfreudig sein. Was der Kunst anbelangt: Man kann auch individuell sein und seinen Stil verfolgen. Ich bin zwar jemand, der gerne experimentiert und nicht nur an nur an einen Stil gebunden ist. Das finde ich nicht so wichtig für den Erfolg. Wichtig ist, dass man sich nach einer gewissen Zeit traut, seine Arbeiten zu zeigen, um Feedback zu bekommen, wobei man auch natürlich nicht Kritik immer annehmen muss, weil das Bild letztendlich dem Künstler gefallen muss. Im Atelier ist der Austausch mit den anderen wichtig. Ich bekomme auch Inspiration für meine eigene Arbeit, wenn andere neben mir künstlerisch tätig sind.
Eine Chance, erfolgreich zu sein, sehe ich also darin, etwas zu erschaffen, was es noch nicht gibt.
– Rena
Rena: Es ist vielleicht wichtig, Interesse daran zu haben, erfolgreich zu sein. Man muss etwas finden, was es noch nicht gibt. Wenn jemand etwas malt, was schon tausendmal dagewesen ist, dann glaube ich nicht, dass es so erfolgreich wird. Es ist in Malerei sehr schwierig neue Dinge zu kreieren, weil alles schon mal dagewesen war. Es gibt fast kaum Möglichkeiten, was Neues zu erschaffen. Das macht es schwierig so erfolgreich zu sein wie die alten Meister. Eine Chance, erfolgreich zu sein sehe ich also darin, etwas zu erschaffen, was es noch nicht gibt.
Jutta: Das wird schwer! Da kannst du ewig auf der Suche sein. Viel einfacher ist es, für sich ein bisschen Spaß zu machen. Wenn man etwas Besonderes sucht, dann verzettelt man sich vielleicht oder verliert man die Freude daran. Ich finde, dass Erfolg ist einfach auch „tun“. Das kann es schon ruhig tausendmal geben, aber das Bild muss den Leuten etwas geben, es muss sie ansprechen.
Für mich ist jeder Mensch ein Künstler. Man muss nur Emotionen, Hände, Pinsel und Stifte haben.
– Daniel
Rena: Mich aber auch.
Jutta: Ja klar, ich stelle auch nur das aus, was mir gefällt. Jedem gefällt etwas Anderes. Ich finde es interessant, dass jeder ein Bild aus einer ganz anderen Gesichtspunkt betrachtet kann. Ich verstehe, was du damit sagen wolltest. Ich denke, man muss einfach bei sich sein. Es ist auch ein Unterschied, ob man es jetzt für sich macht oder ob man davon leben muss. Wenn ein Künstler erfolgreich sein möchte, aber auch davon leben muss, dann wird er sich irgendwo der Mode hingeben müssen.
Daniel: Für mich ist jeder Mensch ein Künstler. Man muss nur Emotionen, Hände, Pinsel und Stifte haben.
Rena: Wenn ich auf eine Ausstellung gehe, dann sehe ich sofort, ob es herausragend ist oder 08/15.Wenn du 08/15 malst, kannst du sehr schön malen, aber du wirst nie Erfolg haben. Es muss schon dieses „etwas“ haben. Wenn ich jetzt aber sehe, dass Leonardo da Vincis Bild für 450 Mio. versteigert wurde, dann weiß ich, dass es nicht nur das Bild verkauft wird, sondern auch der Name. Wenn man von sowas träumt, dann ist es natürlich Quatsch.
Jutta: Der ist aber nach dem Tod so berühmt. Vielleicht werden wir auch!
Die Kunstschule Rostock hat in der Vorweihnachtszeit eine schöne Initiative vorbereitet, die die Unterstützung des Friedas Ateliers möglich macht. Wer noch keine Geschenkidee hat, kann sich mit den einzigartigen und handgemachten Tassen versorgen. Mehr Infos darüber findet ihr hier.