Ein Monat vor den Weihnachten packen die Mitglieder der Baf’n’Roll Band ihre Geschenke aus. Für den Hauptpreis im Dialoge-Festival haben sie neue Instrumente gekauft. Wie geht es ihnen jetzt?
Bandbesetzung von links nach rechts: Felix (Conga), Tom (Bassgitarre), Alex (Conga, Gesang), Kathrin (Schlagzeug), Iwo (Band-Leitung, Gitarre, Gesang), Daisy (Gitarre), befindet sich nicht auf dem Foto.
Wie lange spielt ihr schon zusammen?
Iwo: Die Band spielt seit 4 Jahren zusammen. Tom ist allerdings neu dazu gekommen. Er ist erst seit 4 Wochen bei uns. Wir freuen uns, dass wir jetzt auch eine Bassgitarre dabei haben.
Könnt ihr miteinander immer gut auskommen oder gibt es auch Streitereien unter den Bandmitgliedern?
Iwo: Geht schon mal, Streitereien würde ich sie aber nicht nennen, eher Meinungsverschiedenheiten, die direkt ausgetragen werden.
Ihr habt vor einiger Zeit einen Preis im Dialoge-Festival gewonnen. Was war euer erster Gedanke, nachdem ihr davon erfahren hattet?
Alex: Als wir den Namen der Band gehört haben, das muss ich ganz ehrlich sagen, haben Iwo und Kathrin das erstmal nicht gerafft. „Was für eine Baf’n’Roll Band?“ Ich habe gleich gerafft. Ich habe mir in Gedanken gesagt: „Siehst du, Iwo, wie weit uns dieser Name schon gebracht hat.“ Diesen Namen habe ich uns gegeben!
Kathrin: Ich habe mich sehr toll gefühlt. Ich habe jetzt ein neues Schlagzeug. Die Becken waren stumpf, das hat mir nicht mehr so gefallen. Da wollte ich ein richtiges neues Schlagzeug haben und jetzt habe ich das. Es hört sich anders an. Ich bin richtig froh darüber.
Iwo: Das hat uns der Preis ermöglicht. Mit 3 000 Euro kann man natürlich sowas machen. Wir wären sonst darauf angewiesen gewesen, dass jemand was spendet, aber das passiert meistens nicht. Also das war eine super Sache. Ich hätte nicht gedacht, dass wir den Hauptpreis gewinnen. Nachdem die beiden Förderpreise schon vergeben worden waren, war ich enttäuscht. Und dann haben wir den Hauptpreis bekommen. Ich habe mich sehr gefreut, weil einfach jetzt Dinge möglich sind, die vorher nicht möglich waren.
Kathrin: Das alte Schlagzeug schmeißen wir trotzdem nicht weg. Wenn jemand jetzt auch gerne spielen würde, man kann es noch benutzen.
„Siehst du, Iwo, wie weit uns dieser Name schon gebracht hat.“
Alex: Was ich noch sagen wollte ist, es liegt auch an Iwos Erfahrung. Er ist ja ein richtiger Musiker und deswegen sage ich ja auch: Ohne Iwo wären wir auch nicht so weit gekommen. Durch Iwos harte Arbeit und durch meinen Bandnamen.
Was hat sich von da an verändert? Was hat euch dieser Gewinn gebracht?
Alex: Ein bisschen hat sich was verändert, ich bin auch ganz stolz, aber ich bin trotzdem auf dem Boden geblieben. Ich bin immer noch die gleiche, die ich geblieben bin.
Kathrin: Vor allem freue ich mich über das Geld. Wir haben schon viele Auftritte gemacht – in Groß Klein, in Bentwisch, beim DRK oder bei der Straßenbahn AG – aber wir haben noch nie soviel Geld gekriegt.
Iwo: Man möchte auch gerne mal Bestätigung haben. Und wenn man das länger macht, dann will man nicht nur Applaus haben, weil Applaus kriegt man relativ häufig als Musiker, da braucht man ein bisschen Geld. Man arbeitet halt viel und dann muss man dafür auch Geld kriegen. Wenn man solch einen Preis gewinnt, der auch dotiert ist, dann ist es einfach eine Anerkennung. Die ist wichtig. Wenn man in der Zukunft was planen will, eine CD aufnehmen oder so, das ist einfacher, wenn man Geld im Hintergrund hat. Das ist das nächste Projekt, das wir jetzt planen, eine CD machen. Vier eigene Titel sollen drauf sein.
Habt ihr damit schon angefangen?
Iwo: Nein, aber da ich schon lange Musik mache, habe ich schon einige Optionen, was das angeht.
Ein bisschen hat sich was verändert, aber ich bin trotzdem auf dem Boden geblieben.
Denkst du, dass ihr imstande seid, diese schon im nächsten Jahr herauszugeben?
Iwo: Ja, hundertprozentig. Wir machen ja keine große Platte, wir machen vier Songs. Die üben wir einfach schon lange und deswegen wird das auch gut. Wir werden die Platte live einspielen, also nicht wie Bands es heute machen. So, wie wir es hier auch proben. Das muss halt sitzen, man muss nicht mehr darüber nachdenken. Man spielt es ein.
Wie denkt ihr, was unterscheidet euch von anderen Bands? Was ist euer größter Vorteil?
Iwo: Musik ist ja kein Sport. Es gibt kein Siegel in dem Sinne, sondern es gibt Unterschiede. Das Publikum schätzt ein, ob es diese Unterschiede mag, also ob es den Sound, die Stimme vom Sänger oder der Sängerin mag, ob es den Gitarristen mag. Jede Band hat so ein bisschen Alleinstellungsmerkmale.
Alex: Wir können uns mit anderen auch nicht messen, auch mit Iwo können wir uns nicht messen, auch nicht mit den anderen Bands und so.
Iwo: Das können wir schon.
Welche Eigenschaften muss man haben, neben der musikalischen Begabung, um ein erfolgreicher Musiker zu werden?
Iwo: Gewisse Art von Selbstbewusstsein, dass man weiß, wer man ist. Man muss das einfach nach außen transportieren. Es gibt viele Bands, die sehr gut sind, aber sie wirken sehr introvertiert, sie kommen nicht gut an beim Publikum. Man muss nach außen gehen, man muss die Leute angucken. In der Band habe ich es sehr gut, weil jeder ist sehr selbstbewusst und weiß, was er will. Das ist gut. Wenn man auf der Bühne steht, hat man sowieso Lampenfieber. Wenn dazu noch kommt, dass man nicht so ganz selbstsicher ist, funktioniert das nicht. Man kann so gut spielen, wie man will, die Leute nehmen es einfach nicht wahr.
Musik ist ja kein Sport. Es gibt kein Siegel in dem Sinne, sondern es gibt Unterschiede. Das Publikum schätzt ein, ob es diese Unterschiede mag.
Du hast Lampenfieber erwähnt und darauf bezieht sich meine nächste Frage an euch. Was macht ihr, um es zu bewältigen?
Alex: Mit meinem Lampenfieber habe ich gelernt umzugehen. Ich habe es manchmal zwar noch, aber nicht so stark wie vorher. Ich habe die Erfahrung gemacht. Das ganze Lampenfieber kommt danach, also nachdem wir gespielt haben. Vorher überhaupt nicht. Manchmal vielleicht ein bisschen, aber ich kämpfe dagegen.
Kathrin: Ich hatte eine Zeit ganz schönes Lampenfieber, hat sich ein bisschen gelegt. Trotzdem habe ich ein bisschen Lampenfieber. Ich fühle es aber beim Fernsehen, wenn ich mir die Gruppenauftritte anschaue. Ich sehe den Schlagzeuger an. Wenn ich es mir vorstelle, dass ich dasitze, das ist ein anderes Gefühl. Wenn ich da jetzt wirklich sitzen würde und die ganzen Leute würden mich angucken… Das ist solch ein Gefühl wie Kohlensäure im Sprudelwasser.
Iwo: Man kann das Lampenfieber nicht ablegen. Musiker, die ich kenne, die kein Lampenfieber mehr haben, die sind total abgestumpft. Für die ist es nur noch eine Geldverdienenmaschine. Das habe ich auch schon erlebt, du spielst in der Band und machst dir über nichts mehr Gedanken, weil es dich nicht mehr so wahnsinnig interessiert, da ist auch kein Lampenfieber mehr. Aber wenn es dir was bedeutet, dann musst du Lampenfieber haben, weil es dein eigenes Gefühl und dein eigenes Produkt ist. Du hast immer Angst, dass etwas kaputtgeht. Es ist auch ein Unterschied, ob man vor Tausend Musiker oder vor „ganz normalen Menschen“ spielt.
Das ganze Lampenfieber kommt danach, also nachdem wir gespielt haben. Vorher überhaupt nicht.
Kathrin: Das mit dem Lampenfieber ist es auch ein Unterschied, als wenn wir hier proben oder wir spielen vor Leuten, weil hier sind wir unter uns.
Was soll ich euch für eure Zukunft wünschen?
Iwo: Auftritte. Das ist das, wofür man es hier macht. Wenn man Auftritte hat, dann steht man auch sicher auf der Bühne. Das potenziert sich ja immer: Wenn du mehr Auftritte hast, dann hast du auch danach mehr Auftritte, weil dich auch mehr Leute sehen. Jede Band kann man eigentlich nur mehr Auftritte wünschen.
Kathrin: Ich hoffe, dass Iwo bei uns bleibt. Dass es so bleibt wie jetzt ist.
Alex: Das wünschen wir uns alle!